Tränen

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Es sind einige Wochen vergangen, seit meinem Abschied von Indien.

Es war einer der schlimmsten, den ich bis jetzt erleben musste.

Ich habe so unglaublich viele tolle Dinge erlebt, so viele neue Menschen kennen gelernt und in mein Herz geschlossen. Dieses Jahr hat mir so viel geschenkt und ich habe nur halb so viel zurück geben können.

 

Ich will euch noch einen kleinen Überblick über unsere letzten Tage in Vadavalli geben.

Da wir am Donnerstag, den 6. August zurückgeflogen sind, haben sich alle die größte Mühe gegeben, den Abschied möglichst schwer zu gestalten 😉

Am Montag wurden wir zu einem Überraschungsausflug zum Staudamm in Bhavani Saga entführt. Zusammen mit den Ministranten fuhren wir am Morgen dorthin. Verbrachten den Tag mit einer Wanderung über den Stausee, einem köstlichen Mittagessen im Elternhaus unseres Pfarrers, einer Bootsfahrt und… dann war er da der Abschied von unseren Jungs. Die Ministranten, mit denen wir uns gut verstanden und mit denen wir regelmäßig Volleyball spielten, machten uns das ganze nicht gerade leicht.
Ich habe mich auch sehr über die doch eher zögerliche Umarmung gefreut, die wir erhielten, nachdem wir ihnen erklärt hatten, wie man sich in Deutschland verabschiedet.

Zu diesem Zeitpunkt dachten wir, es ist das letzte Mal, dass wir die Jungs sehen…
Aber wir hatten uns getäuscht.. am Dienstag Abend standen sie nochmal mit Abschiedsgeschenken vor unserer Tür..

 

  • Meine ersten Tränen

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde es nocheinmal tragisch…

Maria hat mich um 4 Uhr nachts geweckt, da es ihr richtig richtig schlecht ging..
Die Folge? Wir wurden vom Pfarrer um 5 Uhr morgens ins Krankenhaus gefahren. Maria bekam Infusionen und die Diagnose: Typhus. Zumindest den Verdacht.
Ich saß die ganze Zeit brav neben ihrem Bett und habe Händchen gehalten.
Nachdem wir alle in Deutschland Verbliebenen in ausreichende Panik versetzt hatten und es Maria schon wieder besser ging, konnten wir trotz aller Zweifel am nächsten Tag nach Hause fliegen.
Am Mittag durften wir das Krankenhaus verlassen und wurden nachmittags in der Schule verabschiedet.
Die Kinder haben uns sooooo unglaublich viele Kunstwerke und Karten gemalt und von den Lehrerinnen haben wir auch ein Buch mit Bildern und Texten erhalten.

  • Meine zweiten Tränen

Danach wurden wir in unser Zimmer verbannt. Maria in ihr Bett und ich habe geputzt, gewaschen und noch zu Ende gepackt.
Während wir auf dem Zimmer waren, haben die Schwestern fleißigste in der Küche gewerkelt und all unsere Lieblingsgerichte zum Abendessen gekocht.
Ich wurde dabei auch von unserem Pfarrer geschimpft, da ich mich gegen seinen Befehl nicht ausgeruht habe.
An unserem letzten Morgen gab es unser Lieblingsfrühstück und es kamen noch einige Menschen um uns auf Wiedersehen zu sagen.

Auf einmal saß der Pfarrer, unser indischer Opa am Esszimmertisch und verkündete unser Taxi sei da.
So haben wir uns von unserem Zuhause verabschiedet. Von den Schwestern, Tangamani, der Schule und unserem indischen Leben.

  • meine dritten Tränen

Er war das Taxi und fuhr uns zusammen mit Schwester Ligi zum Flughafen nach Coimbatore. Dort trafen wir uns mit Schwester Theresa und unserer dritten Mitfreiwilligen Erna. Nach den letzten Gesprächen und Umarmungen, ließen wir sie zurück. Unsere indische Familie, unser indisches Leben. Alles, was uns durch dieses Jahr begleitet und geprägt hat.

  • meine vierten Tränen

Am Freitag morgen um 7 landeten wir in Frankfurt und wurden von unseren Familien in Empfang genommen. 1 Jahr waren wir fort, am anderen Ende der Welt.
Jetzt hatten sie uns wieder.

Die deutschen Autobahnen… ungewohnt
Die Musik im Radio, von der alle genervt waren… wir kannten sie nicht
Euro? … was war das nochmal
Schauen, wenn man die Straße überquert? … Echt jetzt
Kein Linksverkehr… Wieso?

An Deutschland gewöhnt? Hab ich mich noch lange nicht. Das wird auch noch dauern.

 

Liebe Grüße Jana

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