Gemischtes

Standard

Ich habe ja jetzt schon seit einiger Zeit nichts mehr von mir

hören lassen. Zwar waren wir Ende Januar / Anfang Februar auf Zwischenseminar in Bangalore aber besonders viel ist da nicht passiert. Und dann wollte unser Internetstick in letzter Zeit auch nicht so wie wir.
Kurz zum Zwischenseminar:
The Ancient School of Wisdom, so hieß unser Tagungsort. Am Anfang konnte ich mir darunter nichts vorstellen. Eine Schule? Wo sollen wir da schlafen und wie ist das mit dem Essen und überhaupt.
Als wir früh morgens um 6 Uhr an dieser sagenumwobenen Schule ankamen, war ich positiv überrascht – Es war eine Art Oase. Die Farbe Grün hat das Ganze Areal dominiert. Dazu kamen die Bungalow- ähnlichen Häuser, in denen jeweils 12 Seminarteilnehmer geschlafen haben.
Zwischen den ganzen Seminareinheiten, die sich unter anderem mit den Themen Armut, Selbstbild, Schutz und Verantwortung beschäftigten war auch noch genügend Zeit sich mit den 18 anderen FSJ-lern anzufreunden und Erlebnisse auszutauschen.
Jedoch gab es auch so etwas wie einen „kulturellen“ Höhepunkt: wir waren in Bangalore feiern und das sogar bis 2 Uhr in der Nacht. Dabei habe ich umgerechnet gerade mal 4 Euro ausgegeben und das auch nur fürs Essen bei Subway. Die Inder, vor allem die Männer sind teilweise schon sehr spendabel. Das lag aber wahrscheinlich an dem Club, den wir besucht haben, dort gastierte nämlich die Oberschicht Bangalores, weswegen es schon beinahe an  ein Wunder grenzte, dass wir unter den kritischen Blicken der Security, eingelassen wurden. Wir waren nämlich eher leger angezogen, da wir nichts anderes außer unserer Alltagskleidung dabei hatten.
Alles in allem war es eine erholsame Zeit in Devanahalli und wir haben viele andere, nette Freiwillige kennengelernt, von denen wir wahrscheinlich einige besuchen werden.

Familienbesuch

Familienbesuch

Ansonsten waren im Februar Marias Eltern zu Besuch hier und haben uns mit Nutella, Marmelade, Schokolade und Taschentüchern versorgt.
Aus diesem Grund war ich 3 Wochen alleine hier im Konvent und in der Schule, da Maria mit ihnen durch die Gegend reiste. In der ersten dieser drei Wochen war mal wieder Prüfungszeit. Außerdem war ich einige Tage in Kotagiri, um Erna zu besuchen, was eine nette Abwechslung war.

Wenn es heißt, ein Mensch sei unbestechlich, frage ich mich unwillkürlich, ob man ihm genug geboten hat.  Joseph Fouché

Da in der letzten Zeit nicht allzu viel passiert ist, habe ich beschlossen mal wieder einen kleinen „ Factfile“ einzubauen.

Mit dem Sujet Korruption ist hier in Indien schon so gut wie jeder in Berührung gekommen. – auch unsere Schwestern hier in Puduvadavalli.
Als wir am Donnerstag beim Abendessen saßen, haben sie mir ein wenig davon erzählt:
Die Arul Maria Nursery and Primary School geht bis zur 5. Klasse. Leider ist das Schulgebäude nicht sehr groß, sodass einige Klassen zusammengelegt wurden.
Vor 8 Monaten wurde bei den Behörden ein Antrag für den Anbau von 2 weiteren Klassenzimmern gestellt. – Was sich seitdem getan hat… eher nichts.
Sr. Lincy hat mir erzählt, dass die meisten anderen Schulen gar keine Anträge stellen, sondern illegal bauen. Doch das wollen sie hier nicht, denn es soll alles korrekt ablaufen. Deswegen wird gezahlt, gewartet, gezahlt und noch länger gewartet.
Der Konsens ist: Je mehr man zu zahlen bereit ist, desto höher wandert das eigene Anliegen in der Bearbeitungsliste der Behörden.
Also haben auch die Schwestern gezahlt, obwohl sie sich sehr darüber aufregen, vor allem da die Behörden, hier in Tamil Nadu, denken, dass Schwestern und Pfarrer besonders viel Geld haben und umso mehr zahlen können.
Dieses Bestechungssystem funktioniert eigentlich ganz einfach: Man muss das ganze Büro schmieren, indem der Sachbearbeiter, den man benötigt, sitzt, dann wird ein Auge zugedrückt.
Offiziell gibt es Indien Gesetze und Strafen gegen korrupte Behörden, die werden jedoch nicht konsequent beachtet.
Sr. Ligi und Sr. Lincy kommen ursprünglich beide aus Kerala, dort geht man mit Korruption ganz anders um: In fast allen behördlichen Einrichtungen sind Kameras installiert um zu gewährleisten, dass keine Bestechungsgelder verteilt oder angenommen werden. Wenn es doch dazu kommt, werden dementsprechende Strafen verhängt.
Auch Sachen wie Eintrittspreise sind Ansichtssache:
Wenn zum Beispiel die Inder 5 Rupien Eintritt für eine Sehenswürdigkeit zahlen, kann es schon sein, dass man als Ausländer das 20- 50 fache des Preises zahlt, da die Leute aus dem Westen natürlich mehr Geld haben als die Inder. ( Was für ein Stereotyp)
Wenn wir als Weiße mit den Rikschafahrern  über den Fahrtpreis verhandeln, da wir es nicht einsehen 50 Rupien mehr zu zahlen, werden  wir immer reumütig angegrinst oder anerkennend nickend in die Rikscha geleitet, kriegen aber den regulären Preis.
Trotzdem ist es nicht angenehm zu merken, dass man fast immer einen anderen Preis als die Einheimischen zahlen muss.
Mittlerweile ist das bei uns zwar besser geworden, da wir unsere festen Geschäfte haben, in denen wir Einkaufen und man uns dort kennt, aber manchmal versucht man immer noch über´s Ohr zu hauen.

DSC08616

Annual Day

IMAG1882

Basteln

Am 19. März war Annual Day in der Schule und eine Art dauerhafter Stresszustand hat sich über drei Wochen hinweg bei uns eingeschlichen, denn es mussten natürlich Tänze choreographiert, anschließend geprobt, Reden geschrieben, Kostüme geshoppt, Dekoration gebastelt und ein Programm entworfen werden.
So kam es auch dazu, dass wir 5 Tage vor der Aufführung, bis 23 Uhr mit den Schwestern und einer Lehrerin im Wohnzimmer saßen um Styroporblumen für einen Tanz zu basteln.
Dennoch war es ein sehr lustiger Abend, an dem wir noch so einiges über unsere Schwestern erfahren haben.

Das Programm wurde unsere Aufgabe. Nachdem Sr. Ligi den groben Ablauf skizziert hatte, kamen wir ins Spiel. Kurz gesagt es war der Horror. Nachdem alles fertig war und wir in Sathy im „Copyshop“ standen waren wir mit den Nerven am Ende. Da sie dort eine andere Version von Word benutzen als wir, durften wir nochmal von vorne anfangen.

Am Ende gingen wir mit 11 tadellosen und gefühlten 20 000 Fehldrucken, mit unseren Kräften am Ende erstmal zu unserem „Coffe- wallah“ um uns, wie der Name schon andeutet, einen Kaffee zu gönnen. Frisch gestärkt ging es mit dem Bus wieder nach Vadavalli. Dort war nämlich noch genügend zu tun.
Dann war er da. Der große Tag. Der Annual Day.
Die Schüler wurden um 13:30 Uhr von den Schulbussen zur

Hart am Ärbern ;)

Hart am Ärbern 😉

Schule gebracht, dann ging´s los. – Naja noch nicht ganz..
Es wurde geschminkt und kostümiert was das Zeug hält. Wir haben gefühlte 1000 Kinderhände mit Nagellack versorgt um

Rausgeputzt

Rausgeputzt

uns dann gegen 17 Uhr selbst zu verschönern. Rausgeputzt mit unserem aufwendigsten Sari, Blumen fürs Haar, Bangels, Fußkettchen und Bindis waren wir fast so schön wie die Kinder 😉
Alles in Allem hat das ganze Programm bis 20.30 Uhr gedauert. Tänze, Reden und Lieder haben sich abgewechselt und ich habe die Eltern einiger Kinder kennengelernt und mich etwas mit ihnen unterhalten. ( Englisch, Tamil und Gestik)
Da auch die Schwestern aus Kotagiri gekommen waren, gab es nach der ganzen Festivität noch ein großes Abendessen mit allen Lehrern, Helfern und deren Familien.
Maria und ich sind danach todmüde in unsere Betten gefallen und haben auch mal ausgeschlafen, da wir am nächsten Tag frei hatten.

Dschungeltanz

Dschungeltanz

Momentan sind bei uns in der Schule die sogenannten „Annual Exams.“
Da das Schuljahr in ca. 2 Wochen zu Ende sein wird, geben sich alle für diese Abschlussprüfungen besonders viel Mühe. Schüler und Lehrer. In den Pausen wird gelernt und die Lehrer sind nur noch am Prüfungsbögen erstellen. Auch wir durften dabei ein bisschen mithelfen. Jedoch ist unsere Hauptaufgabe mit unserer Klasse die Prüfungen zu schreiben.
Trotz all dem Stress wird mir momentan immer mehr bewusst, dass ich nächstes Schuljahr eine neue Klasse haben werde und das auch nur noch für etwas mehr als 2 Monate.
Die Zeit scheint zu rennen und ja, sie läuft mir davon. Es sind nur noch etwas mehr als 4 Monate, die ich hier in Indien verbringen darf. Natürlich freue ich mich auf zu Hause, aber ich weiß jetzt schon ,dass ich Rotz und Wasser weinen werde, wenn ich meine ganzen Kinder hier lassen muss, denn ich habe alle 155 in mein Herz geschlossen und würde sie am liebsten mit in meinen Koffer packen.
Egal, ob das jetzt die kleine Lanika aus meiner LKG- Klasse ist, die mich jeden Morgen mit einem frechen Grinsen begrüßt und mich dran erinnert, dass ich sie nicht schimpfen darf, wenn sie ihre Hausaufgabe nicht gemacht haben sollte, da das nicht nett ist oder der große Akilesh aus meiner 4. Klasse, mit dem ich mich fast immer in Englisch unterhalte, der mir schon so viel über sich erzählt hat, mich sogar zu sich nach Hause eingeladen hat und mir immer etwas von seinen Pausensnacks abgibt.
Ich werde sie alle vermissen.

Ab Mitte April haben wir Sommerferien. Am 1. Juni fängt die Schule wieder an.
Auch bekomme ich Ende April Besuch von zu Hause. Anfang Mai fahren wir für 2 Wochen nach Goa und Hampi und die restlichen Maitage werden wir vermutlich in Kotagiri verbringen, bevor ich im Juni nochmal 2 Wochen zum Kultururlaub aufbrechen werde 😉

Bis dahin versuche ich euch etwas auf dem Laufenden zu halten.IMAG1948

Liebe Grüße und frohe Ostern
Jana

3 Gedanken zu “Gemischtes

  1. Muttertier

    Liebe Jana,
    schön dass Du Dich endlich „aufraffen“ konntest und den wirklich interessanten neuen Eintrag geschrieben hast. Auch die Fotos sind mal wieder toll und runden den Bericht schön ab.
    Ich bedauere sehr, dass „Deine“ Kinder bereits in den Ferien sind wenn wir bald zu Besuch kommen. Ich hätte sie gerne kennen gelernt.
    Das mit der Korruption ist tatsächlich eine schlimme Sache. Man steht dem Ganzen völlig ohnmächtig gegenüber. Die Schwestern könnten das Geld ja auch viel sinnvoller verwenden …
    Bis in 3 Wochen dann
    Deine Mama

    Like

  2. Dati

    Hallo Jana,
    schön wieder was Interessantes zu erfahren. Ich freue mich auch schon wahnsinnig. Auch bei uns rennt die Zeit und wir sind noch nicht reisefertig. Aber die wichtigen Sachen hat deine Mama schon besorgt. 🙂
    Liebe Grüße, bis in drei Wochen dann.
    Dati

    Like

Hinterlasse einen Kommentar